Wurst ist uns schon lange wurscht und es gibt gleich mehrere gute Gründe dafür!
1980, das war 2 Jahre vor meiner Geburt, gab es 4,44 Milliarden Menschen auf der Erde. Heute, 43 Jahre später, zählen wir fast 8 Milliarden Menschen. Die Bevölkerung hat sich also innerhalb eines halben Lebens einfach mal verdoppelt. Und nicht nur die Menschen, sondern mit ihm auch die „Nutz“tiere. Während es für meine Großeltern noch etwas Besonderes war, am Wochenende mal ein richtig gutes Stück Fleisch zu essen, essen meine Schwiegereltern heute drei Mal täglich Fleisch und Milchprodukte.
Während der Fleischkonsum in Deutschland leicht rückläufig ist, wird der „Hunger“ nach Fleisch weltweit betrachtet immer größer. Gerade Länder wie China, die wirtschaftlich aufstreben, eifern dem Westen nach und importieren Millionen Tonnen an Fleisch. Auch Schweine aus Deutschland.
Weltweit betrachtet kommen auf jeden Menschen 10 „Nutz“tiere, die für die Herstellung von Fleischerzeugnissen, aber auch für die Herstellung von Milch- und Milchprodukten gehalten werden. Um jedoch 1 Kalorie Fleisch zu „erzeugen“, müssen die Tiere, je nach Art, mit bis zu 30 Kalorien pflanzlicher Nahrung gefüttert werden, was höchst ineffizient ist, wenn man bedenkt, dass die Weltbevölkerung stetig wächst während die Erde logischerweise nicht mit wächst. Auf der anderen Seite leiden 800 Millionen Menschen Hunger und in Brasilien wird in großem Stil Regenwald abgeholzt, um dem weltweiten Bedarf an Soja nachzukommen. Brasilien exportierte im Jahr 2021 etwa 86 Millionen Tonnen Soja an die ganze Welt und ist mit einem Marktanteil von über 50% Marktführer. Im Jahre 2019 wurden in Brasilien auf einer Fläche von 359.000 Quadratkilometern Soja angebaut, Tendenz steigend. Um diese Zahl besser greifen zu können: Die Fläche von Deutschland beträgt nur 357.000 Quadratkilometern.
Wofür diese Massen an Soja? 57% des Sojas, also fast zwei Drittel, wird an „Nutz“tiere verfüttert, damit sie schön schnell an Masse zulegen und dabei atmen diese 80 Milliarden Kühe, Schweine und Hühner, rülpsen und pupsen munter vor sich hin und stoßen dabei jede Menge CO2 und Methan aus. Wusstest du, dass Methan, das besonders Kühe in großen Mengen ausrülpsen und -pupsen, 25 Mal klimaschädlicher ist als CO2? 1,6 Milliarden Kühe rülpsen und pupsen beim Wiederkäuen den ganzen Tag, während sie von uns gequält und ausgenutzt werden.
Und „Nutz“tiere pupsen natürlich nicht nur, auch sie müssen ihr Geschäft verrichten. Was einst zur Ertragssteigerung eine gute Idee war, nämlich mit Gülle den Ertrag zu steigern, stellt uns heute vor große Probleme, denn es gibt viel zu viel Gülle für die vorhandenen Anbauflächen. Durch die (Über)düngung werden Nitrat und Ammoniak auf die Felder gebracht, wodurch Lachgas frei gesetzt wird. „Indirekte Lachgasemissionen werden verursacht, wenn reaktive Stickstoffverbindungen wie Nitrat und Ammoniak in die umliegenden Naturräume gelangen.“ schreibt auch das Umweltbundesamt. Und Lachgas ist rund 265-mal so klimaschädlich wie Kohlendioxid. Warum diskutieren wir also einzig und allein über CO2-Immissionen und nicht auch über Methan und Lachgas?
Weltweit werden 33% der Agrarflächen dazu verwendet, Futtermittel herzustellen. Überlege mal wieviel Lebensmittel man dort für den direkten Verzehr anbauen könnte oder wieviel Wald auf dieser Fläche wachsen könnte..! Neben dem Ausstoß von Treibhausgasen und der Landverschwendung benötigt man für die Produktion von Fleisch zudem sehr viel Wasser und belastet unsere Böden.
Soweit die ökologischen Aspekte. Hinzu kommen die Ethischen. Ich glaube jeder von uns hat schon diese furchtbaren Bilder gesehen von totgetretenen Ferkeln, die in unbeachtet in irgendeiner Ecke auf dem Spaltboden liegen, angeketteten Kühen mit offenen Wunden an den Beinen, die kniehoch in ihrem eigenen Kot stehen und von männlichen Küken, die geschreddert werden. Jeder kennt diese Missstände und ist mit seinem Konsum der so hergestellten Nahrungsmittel mit verantwortlich für diese Zustände. Ich glaube, ich muss an dieser Stelle nicht näher auf einen Zustand eingehen, der jedem bekannt ist, wenn er oder sie ehrlich ist.
Aber selbst wenn man nur sein eigenes Wohlergehen im Sinn hat, tut man auch sich selbst einen riesigen Gefallen damit, seinen Konsum an tierischen Produkten einzuschränken. Jede Ärzt, jede Ernährungsmedizinerin und jeder Ökotrophologe rät einem dazu, nicht mehr als einmal in der Woche Fleisch zu essen. Tierische Fette bestehen aus vielen gesättigte Fettsäuren, die Entzündungen im Körper fördern und sich ungünstig auf auf die Gesundheit unserer Blutgefäße auswirken. Die dadurch entstehenden Arterienverkalkungen führen langfristig zu Herzinfarkten und Schlaganfällen. Rotes Fleisch wird in Verbindung gebracht mit der Entstehung von Krebs, genau wie Pökelsalz, das besonders in Wurstwaren eingesetzt wird. Nüsse hingegen enthalten neben jeder Menge Eiweiß gesunde Fette und Ballaststoffe und helfen einem sogar beim Abnehmen. Hülsenfrüchte wie Sojabohnen, Tempeh, Tofu und auch die vielen verschiedenen Sorten an Linsen, Bohnen und Kichererbsen enthalten ebenfalls viel Eiweiß und Ballaststoffe, machen total satt, enthalten kein Fett und tun einem richtig gut!
Ihr seht also, dass es nicht nur EINEN guten Grund gibt, auf tierische Produkte zu verzichten. Wenn ich ehrlich bin, habe ich schon mit 13 Jahren gewusst, dass Tiere in der Fleischindustrie nicht gut behandelt werden und es eigentlich ziemlich uncool ist, wenn man mit seinem Konsum dieses System mit unterstützt. ABER als mir die Ausmaße und Dimensionen dieser ganzen Industrie vor ein paar Jahren so richtig bewusst wurden – nochmal: Es gibt 80 Milliarden „Nutz“tiere auf der Erde – konnte ich gar nicht anders, als mich aktiv dazu zu entscheiden, an diesem Irrsinn nicht mehr teilzunehmen und meinen Konsum an tierischen Produkten so gut wie möglich zu reduzieren.
Und sind wir ehrlich: Ich liebe KÄSE in allen Varianten!! Parmesan, Feta, Gorgonzola, Ziegenkäse, einfach alles so lecker und daher hätte ich NIE von einem Tag auf den Anderen auf alle tierischen Produkte verzichten können. Aber man kann anfangen. Bei mir waren es zunächst nur Fleisch und Fisch, auf das ich verzichtet habe, dann Milch. Ich habe mich durch alle Milchalternativen gekostet, bis ich eine Hafermilch gefunden habe, die mir richtig gut schmeckt, dann kam der Joghurt dran, dann der Quark.
David und ich sind auch nicht 100% vegan, aber wir sind auf dem Weg und nach einigen Jahren jetzt immerhin bei 90% pflanzlicher Ernährung und ich vermisse inzwischen nicht einmal mehr die echte Käsekruste eines Auflaufs. – Das hätte ich vor ein paar Jahren selbst nicht für möglich gehalten! – Es gibt sooo viele vegane Gerichte, die absolut köstlich sind, dass man irgendwann die alten, so sehr geliebten Gerichte durch Neue ersetzt hat. Es ist ein Prozess, der sich langsam entwickeln darf. Natürlich braucht es Zeit, Gewohnheiten zu ändern. Ich habe auch nicht jeden Tag Zeit, mir neue Rezepte anzueignen. Aber Schritt für Schritt ist es gar nicht so schwer und macht sogar richtig Spaß. Wir haben so einen üppigen, bunten Speiseplan und haben viele neue Lieblingsgerichte, die wir vor ein paar Jahren noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
Für den Einen funktioniert es, ein Produkt nach dem Anderen auszutauschen, für den Anderen mit einem veganen Tag in der Woche zu starten oder vielleicht auch nur erstmal mit einem Mittagessen pro Woche. Egal. Einfach mal neugierig sein und anfangen.
Es erscheint vielleicht als ein kleiner Schritt im Kampf gegen den Klimawandel einfach nur ein paar Zutaten auf dem Teller auszutauschen, aber wir essen jeden Tag, im Schnitt 3 Mal. Jede*r Deutsche verbraucht fast 1,9 kg Lebensmittel am Tag. Das sind 679 kg im Jahr. Wenn man davon ausgeht, dass ein Mensch 80 Jahre alt wird, verbraucht er oder sie im Laufe eines Lebens 54.320 kg Lebensmittel. Das sind 54 Tonnen.
Ich denke schon, dass es einen Unterschied macht, was wir auf unseren Tellern haben, was wir unseren Gästen vorsetzen und welche Rezepte wir mit Familie und Freunden austauschen, denn wir leben nicht alleine auf einer einsamen Insel. Wir haben Freunde, Familien, Kolleginnen um uns, die wir inspirieren dürfen!