Vielleicht kennst du es auch. Du hast deine (langen) Haare gewaschen, der Conditioner ist gerade alle oder du bist unterwegs und hast ihn nicht dabei und so kämpfst du dich mit der Bürste durch deine völlig verknoteten Haare. Nach einer gefühlten Ewigkeit des Kämmens das Resultat: Eine Bürste voll mit abgebrochenen und herausgerissenen Haaren und deine Haare selbst? Stumpf und wuschelig.
Da hilft nur ein Conditioner oder eine Haarkur, um die Haare nach dem Waschen gut kämmbar und geschmeidig zu bekommen, oder? Nein. Da hilft Säure. Ja, Säure! Das klingt erst einmal nach einer Vergewaltigung deiner schönen Haare, ist es aber nicht. Säure ist genau das, was dein Haar nach einer Behandlung mit einem Shampoo benötigt und ich erkläre dir auch warum.
Zunächst aber wollen wir schauen, was denn eigentlich gegen einen herkömmlichen Conditioner spricht. Dass ein Conditioner teuer ist und in einer Plastik-Wegwerft-Verpackung daher kommt, brauche ich nicht weiter zu erläutern. Aber was ist drin in der Tube? In einigen Conditionern sind Duftstoffe verarbeitet, die sich negativ auf die Fortpflanzung auswirken können, die Leber schädigen oder Allergien auslösen können. Außerdem werden oft Silikone oder andere synthetisch Polymere verwenden, die das Haar ummanteln. Es wird dadurch zwar glänzend und weich, weil sich die Silikone wie ein dünner Film um das Haar legen, aber repariert wird das Haar dadurch nicht. Außerdem sind Silikone auch extrem schwer biologisch abbaubar. Sie gelangen durch das Abwasser in der Dusche in unsere Umwelt und belasten sie extrem.
Ich habe sehr feines, glattes Haar, was durchs Waschen immer stark verknotet und ich war früher eine Verfechterin von Conditioner, damit ich meine Haare leichter kämmen kann. Umso glücklicher bin ich, dass ich vor ein paar Jahren von der sauren Rinse gelesen habe und es, experimentierfreudig wie ich bin, einfach ausprobiert habe. Ich kann mir Haarpflege ohne meine saure Rinse gar nicht mehr vorstellen. Es ist so einfach und die Haare lassen sich so viel leichter kämmen als nach einer Behandlung mit einem herkömmlichen Conditioner.
Aber der Reihe nach. Was ist „saure Rinse“ und wofür benötige ich sie? Saure Rinse ist eine stark verdünnte Säure, in diesem Fall Apfelessig. Wer im Chemieunterricht aufgepasst hat, der kann sich im Zusammenhang mit ph-Wert vielleicht noch an Säuren und Basen erinnern. Seifen, also auch Haarshampoos sind alkalisch, also basisch und somit das Gegenteil von Säuren. Alkalische Flüssigkeiten können Schmutz sehr gut lösen. Dein Shampoo löst also hervorragend Schmutz und überschüssiges Fett aus deinem Haar, aber das Haar mag es nicht so gerne alkalisch.
Vielleicht hast du es in einer Werbung für Haarkuren schon einmal gesehen, wie ein Haar unter dem Mikroskop aussieht. Das Haar ist nicht einfach nur ein glatter „Faden“, sondern es besteht an der Oberfläche aus kleinen Haar-Schüppchen. Waschen wir unsere Haare, dann stellen sich diese kleinen Schüppchen durch das alkalische Shampoo auf. Die Haare wirken stumpf und die einzelnen Haare verhaken sich sehr leicht ineinander, so dass das Haar schwer kämmbar wird. Die Frage, die wir uns also stellen dürfen ist nicht „Wie spachteln wir die Lücken, die durch die aufgestellten Schüppchen entstanden sind, wieder zu?“ sondern „Wie können wir dafür sorgen, dass sich die kleinen Haarschüppchen wieder an das Haar anlegen und dadurch die Oberfläche des Haars wieder glatt wird?“ und genau da kommt die Säure ins Spiel. Die saure Rinse sorgt durch den veränderten ph-Wert dafür, dass sich die Haarschüppchen wieder ans Haar anlegen. Das einzelne Haar wird glatt und glänzend und die Haare lassen sich wieder gut kämmen.

Ich habe immer eine kleine hübsche Flasche Apfelessig und ein großes Glas zum Anmischen der Haarspülung in der Dusche stehen. Ich fülle einen Schluck Apfelessig ins Glas und fülle es einfach beim Duschen mit schön warmem Wasser auf, so dass es später am Kopf nicht zu kalt wird. Ich wasche meine Haare wie gewohnt und gieße anschließend die saure Rinse über Kopf und Haare. Die saure Rinse wird anschließend nicht ausgewaschen. Haare einfach nur etwas ausdrücken und ins Handtuch wickeln.
Vielleicht hast du Sorgen, dass deine Haare nach Essig riechen? Diese Befürchtung hatte ich zunächst auf jeden Fall. Ich kann dich beruhigen. Zum Einen riecht Apfelessig generell nicht so sauer wie Essigessenz oder Weinessig, den man vom Putzen kennt und zum anderen ist er stark verdünnt. Vielleicht riechen die Haare im nassen Zustand ganz leicht nach Essig, aber spätestens, wenn sie trocken sind, ist alles verflogen, versprochen!
Mich hat noch nie jemand auf unangenehmen Essiggeruch angesprochen. Im Gegenteil! Ich werde eher gefragt, was ich mit meinen Haaren mache, weil sie so weich und gesund glänzend aussehen. Also probiere es doch auch mal aus!
So stellst du deine saure Rinse her:
mische
50 ml Apfelessig mit
750-1000 ml warmem Wasser
Fazit:
Conditioner und Haarkuren sind teuer, tragen mit ihrer Plastikverpackung zur Vermüllung unseres Planeten bei, enthalten Polymere, die nicht oder nur schwer biologisch abbaubar sind, den Boden und unser Wasser belasten, sondern auch gesundheitlich bedenklich sind. Saure Rinse ist so natürlich, dass du sie sogar trinken kannst. Sie ist umweltfreundlich, gesundheitlich komplett unbedenklich und sehr günstig.